Der Kompressor im Soundmodul: So nutzt du ihn richtig!
Hole mehr aus deinem Sound: Lerne den Kompressor zu meistern und druckvolle Kits zu erstellen!
Mit dem Kompressor kannst du fantastische Sounds erzielen. Hier erfährst du Schritt für Schritt, was du dabei zu beachten hast.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist der Unterschied zwischen Insert- und Send/Return-Effekt?
- Was macht der Kompressor?
- Welche Kompressor-Varianten gibt es?
- Was kann ich am Kompressor alles einstellen?
- Wie stelle ich den Kompressor am besten ein?
- Bonus-Wissen: Reihenfolge der Effekte
- Die Reduktionsanzeige des Kompressors
- Welche Reihenfolge muss ich bei der EInstellung des Kompressors beachten?
- Welche Ratio wähle ich für die Einstellung eines einzelnen Instruments?
- Welchen Attack wähle ich für die Einstellung eines einzelnen Instruments?
- Welche Release-Zeit wähle ich für die Einstellung eines einzelnen Instruments?
- Bonus-Wissen: Pump-Effekt
- Welchen Make Up Gain wähle ich für die EInstellung eines einzelnen Instruments?
- Bonus-Wissen: Lautstärke und Lautheit
- Was ist besser - Einzelkompression oder Summenkompression?
- Einige Faustregeln für den Umgang mit dem Kompressor
- Was muss ich beim Limiter beachten?
- Fazit
Um den Drumsound im Stereobild zu verteilen, bedienst du dich dreier Dimensionen:
- Mit Hilfe des Equalizers stellst du die Frequenzen ein (Dimension Höhe)
- Den Panorama-Regler benutzt du für die Positionierung des Signals links, mittig oder rechts (Dimension Breite)
- Um den Sound räumlich zu gestalten, hast du schließlich Delay- und Hallgeräte zur Verfügung (Dimension Tiefe).
Damit ist doch eigentlich alles abgedeckt, oder?
Im Prinzip kannst du unter Einbezug der drei Dimensionen des Stereobildes tatsächlich einen guten Mix in deinem E-Drum-Modul erzeugen.
Aber wie bei einem Auto der wirkliche Fahrspaß erst durch die Sonderausstattung kommt, lässt sich auch dein Drumsound noch in alle möglichen Richtungen ver(schlimm)bessern.
Je nach Ausstattung deines Drum-Moduls findest du Effekte verschiedener Kategorien, etwa Modulationseffekte (Flanger, Phaser, Chorus) oder Übersteuerungseffekte (Overdrive, Distortion).
Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass du einen Kompressor vorfindest. Dieser gehört zu den dynamischen Effekten und kann deinen Sound subtil stabilisieren, aber auch druckvoller machen oder verfremden.
Da der Kompressor ein sehr vielseitiges Gerät ist, sehen wir uns im Detail an, wie du damit deinem Sound zu mehr Druck verhilfst und dein Schlagzeug wie aus einem Guss klingen lässt.
Was ist der Unterschied zwischen Insert und Send/Return-Effekt?
Effekte lassen sich normalerweise einer von zwei Gruppen zuordnen: den Insert-Effekten und den Send/Return-Effekten.
Der wesentliche Unterschied zwischen diesen Gruppen besteht im Umgang mit dem Signal, das du bearbeiten möchtest.
Send/Return-Effekte werden dort angewendet, wo dem Originalsignal (Direktsignal) das bearbeitete Signal hinzugefügt wird.
Das ist zum Beispiel beim Hall (Reverb) der Fall. Stelle dir einen Chor in der Kirche vor. Wenn du dicht vor dem Chor stehst, hörst du mehr Direktsignal von den Sängern, als Hallsignal aus dem Kirchenschiff.
Je weiter du dich vom Chor in die Kirche hinein bewegst, desto mehr verschiebt sich der Sound in Richtung Hall. Auch, wenn ab einem bestimmten Abstand der Direktsound praktisch nicht mehr wahrgenommen wird, sind es immer beide Anteile, die den Gesamtsound erschaffen.
Beim Insert-Effekt ist das anders. Das Signal, etwa die Bass Drum, geht in den Insert-Effekt hinein, und kommt als bearbeitetes Signal wieder heraus. Dies ist dann das “neue” Direktsignal der Bass Drum.
Insert-Effekte werden also dort angewendet, wo das Direktsignal ersetzt wird; Send/Return-Effekte kommen immer dann zum Einsatz, wenn dem Direktsignal ein bearbeitetes Signal hinzugefügt wird.
Der Kompressor ist ein typischer Insert-Effekt. Im Falle der Bass Drum lässt sich diese mit dem Kompressor leicht “anfetten”, so dass sie druckvoller wirkt.
Bonus-Wissen: Man spricht auch von Effektwegen, denn es steht dir grundsätzlich frei, deinen Effekt beliebig zu platzieren. Das ist besonders für Soundtüftler interessant, die gerne mit unüblichen Methoden experimentieren. Aus dieser Perspektive spricht nichts dagegen, beispielsweise für den Kompressor auch den Send/Return-Effektweg zu benutzen. Dieses Verfahren wird heutzutage sogar oft in der Praxis benutzt, um dem gesamten Schlagzeugsound nochmals mehr Durchsetzungsvermögen zu geben.
Dazu werden alle Signale des Kits (Bass Drum, Snare Drum, Toms usw.) zusammen gefügt und als Ganzes in einen zusätzlichen Kompressor geschickt. Dieser ist auf extreme Werte eingestellt und drückt den Sound übermäßig zusammen.
Fügt man diesen gequetschten Sound nun über den Send/Return-Effektweg dem normalen Schlagzeug auch nur leise hinzu, dann wirkt das Schlagzeug gleich viel “mächtiger”.
Dieses Verfahren ist unter den Tontechnikern als Parallel Compression oder NYC Compression (auch NY Compression) bekannt. Es wird übrigens auch gerne gemeinsam mit dem Bass benutzt.
Was macht der Kompressor?
Wie der Name schon vermuten lässt, wird das Signal komprimiert, also zusammen gedrückt. Das geschieht über die Dynamik des Signals.
Man könnte es ganz vereinfacht mit der Aussage ausdrücken, dass ein Kompressor die lauten Anteile des Signals leiser und die leisen lauter macht.
Diese Aussage ist so jedoch nicht ganz korrekt, wie du noch sehen wirst.
Die Kompression ist im Mix mit anderen Instrumenten wichtig, damit jedes Instrument die Chance hat, sich durchzusetzen und nicht von anderen Instrumenten übertönt wird.
Es ist nämlich nicht damit getan, das betreffende Instrument einfach nur lauter zu machen!
Das Beispiel des Symphonie-Orchesters verdeutlicht dies.
Im Orchester spielen viele Instrumente, die dem Orchester einen sehr großen Dynamikumfang geben. Es kann sehr leise sein (Harfe, Violinen, Flöten), aber auch brachial laut (Pauken, Blechbläser, Bässe).
Stell dir vor, du fährst im Auto und hörst im Autoradio ein Orchesterwerk. In der klassischen Musik ist man immer bemüht, den Sound möglichst natürlich aufzunehmen. Die große Dynamik bleibt also weitgehend erhalten.
Das heißt, die leisen Passagen werden im Geräusch des fahrenden Autos untergehen. Du musst also den Lautstärkeregler hochregeln, um die leisen Passagen zu hören.
Wenn dann plötzlich eine laute Passage erschallt, wird dir die Musik sprichwörtlich um die Ohren fliegen und du regelst den Lautstärkeregler schnell wieder weit herunter.
Wären die leisen Passagen etwas lauter und die lauten etwas leiser, dann müsstest du den Lautstärkeregler weniger häufig und auch weniger stark bewegen. Im Idealfall wählst du eine einzige angenehme Lautstärke und kannst diese so lassen.
Bonus-Wissen: Dieser Idealfall resultiert aus einer Einengung des Dynamikumfangs. Das Orchester kann also nicht mehr ganz so leise sein und nicht mehr ganz so laut.
Damit verliert der Klang grundsätzlich an Natürlichkeit. Trotzdem wirst du das Gefühl haben, dass das Orchester lauter wirkt und vielleicht sogar besser klingt.
Das hat zwei Gründe. Erstens ist ein leise gespieltes Instrument nicht nur leiser; es klingt auch anders! Unsere Ohren können das sehr genau hören. Und sie wollen es auch so hören!
Der Klang ist also mindestens genauso wichtig wie die Lautstärke. Deshalb wirkt sich der Effekt der maßvollen Einengung der Dynamik nicht negativ aus. Der Klang des leise bzw. laut gespielten Instruments bleibt ja erhalten.
Der zweite Grund ist, dass das gesamte Klangbild lauter wirkt, obwohl es das gar nicht ist.
Das ist vergleichbar mit einer Gruppe von Leuten, die sich in einem Raum bequem verteilen können - und dann in einen Raum kommen, der nur noch halb so groß ist. Die Leute müssen näher zusammen rücken. Bei derselben Anzahl von Leuten wirkt der kleine Raum voller, weil die Leute dichter zusammen sind.
So ist es auch mit den Instrumenten. Bei reduziertem Dynamikumfang müssen immer noch alle Instrumente in all ihren Lautstärken ihren Platz finden, aber sie haben dafür plötzlich weniger “Raum”.
Das ist der eigentliche Effekt der Kompression, also der Reduzierung des Dynamikumfangs. Der Klang wird verdichtet.
Er wirkt lauter, druckvoller und präsenter, was unsere Ohren grundsätzlich als besser empfinden.
Übrigens verwenden Radiostationen üblicherweise genau aus diesem Grund teilweise sehr heftige Kompression. Es soll sichergestellt werden, dass das Signal auch in kleinen Lautsprechern und bei der Fahrt im Auto laut wirkt.
Gerade die Stationen des Formatradios übertreiben die Kompression erheblich. Teste es aus: schalte dein Autoradio ein, aber nur leise. Die Ohren brauchen teilweise bis zu einer Minute, bis sie aus dem zusammengestauchten Klangbrei einzelne Instrumente identifizieren können.
Solche extremen Einstellungen solltest du nur sehr überlegt einsetzen. Denn sie sorgen auch für eine schnelle Ermüdung der Ohren.
Welche Kompressor-Varianten gibt es?
Aussteuerungsautomatik
Der einfachste Kompressor lässt sich nicht einstellen. Er ist bei Geräten mit Automatischer Aussteuerung im Aufnahmeweg eingebunden. Diese regelt die Aufnahmeempfindlichkeit entsprechend der Lautstärke des Signals, das aufgenommen wird.
Für gezielte Klangveränderungen ist dieser Typ nicht geeignet.
Kanal-Kompressor
Das ist der am häufigsten verwendete Kompressor, sozusagen der “normale” Kompressor. Mit Hilfe verschiedener Regler kannst du damit gezielt den Sound bearbeiten und formen.
Das Spektrum reicht dabei von dezenter Entschärfung des Signals bis zur extremen Verfremdung.
Den Kanal-Kompressor wirst du höchstwahrscheinlich in deinem Drummodul vorfinden.
Summen-Kompressor
Dieser funktioniert wie der Kanal-Kompressor. Die Summenkompression bedeutet nichts anderes, als dass anstelle eines einzelnen Instruments der gesamte Mix (meistens dezent) komprimiert wird.
Die Verdichtung des Summensignals “schweißt” dessen Einzelsignale gewissermaßen zusammen. Der Gesamtsound wirkt einheitlich.
Multiband-Kompressor
Der Multiband-Kompressor besteht aus mehreren Kompressor-Einheiten. Jede Einheit wird einem bestimmten Frequenzbereich zugeordnet.
Auf diese Weise lassen sich etwa die Bässe des Signals anders behandeln als die Mitten und Höhen.
Der Multiband-Kompressor wird in der Regel für das Summensignal eingesetzt, nicht für einzelne Instrumente.
Limiter
Dies ist eine besondere Form des Kompressors. Der Limiter schränkt die Dynamik nicht in Bezug zur vorhandenen Lautstärke ein, sondern begrenzt sie absolut.
Der eingestellte Grenzwert der Lautstärke wird dabei auf keinen Fall überschritten. Er wirkt wie eine Schutzmauer gegen Übersteuerung. Daher wird er auch Brickwall-Limiter genannt.
Übertrieben eingestellt, kann auch der Limiter den Sound formen bzw. kaputt machen. “Den Sound an die Wand fahren” ist in diesem Zusammenhang eine gängige Floskel bei Tonmischern.
Was kann ich am Kompressor alles einstellen?
Es gibt den Kompressor in verschiedenen Ausführungen. Die gängigen Modelle verfügen über bis zu vier Bereiche, die du regeln kannst.
Mit dem Threshold-Regler bestimmst du, ab welcher Eingangslautstärke der Kompressor überhaupt arbeiten soll. Solange der eingestellte Threshold (Schwellenwert) gar nicht erreicht wird, bleibt der Kompressor wirkungslos.
Der Ratio-Regler bestimmt das Verhältnis der Lautstärke vor der Kompression zur Lautstärke nach der Kompression.
Eine Ratio von 2:1 bedeutet demnach, dass das Signal mit einer bestimmten Lautstärke in den Kompressor hineingeht, aber nur mit der halben Lautstärke wieder herauskommt.
Dies gilt nur für den Teil des Signals, der den Threshold überschritten hat.
Mit dem Attack-Regler stellst du ein, mit welcher Verzögerung der Kompressor nach Überschreiten des Threshold eingreifen soll.
Bonus-Wissen: Ein Ton oder Klang beginnt mit einer Einschwingphase, die lauter ist als der eigentliche Ton. Während dieser Phase gibt es innerhalb des sich aufbauenden Klangs die meisten Veränderungen. Der Teil des Signals, der der Einschwingphase unterliegt, wird Transient genannt.
Der Attack-Regler gibt dir also die Möglichkeit, den Transienten zu beeinflussen. Da dieser so charakteristisch für den Ton ist, ist es oft gar nicht erwünscht, den Transienten vom Kompressor bearbeiten zu lassen.
Deshalb kannst du mit dem Attack-Regler festlegen, dass der Kompressor entsprechend verzögert mit seiner Arbeit beginnt, nachdem der Threshold überschritten wurde. Der Transient wird gewissermaßen “durchgelassen”.
Release schließlich regelt die Zeit, die der Kompressor noch wirken soll, nachdem der Threshold wieder unterschritten wurde. Innerhalb dieser Zeit wird die normale Ratio von 1:1 wieder hergestellt.
Es gibt ggf. noch eine weitere Regelung, die mit Make Up oder Make Up Gain bezeichnet wird.
Das ist im Prinzip ein normaler Lautstärke-Regler, der hinter den Kompressor geschaltet ist. Damit kannst du den Lautstärkeverlust, der durch die Compression entstanden ist, wieder ausgleichen.
Denn auch, wenn das verdichtete Signal subjektiv lauter erscheint, ist es tatsächlich leiser geworden.
Selten gibt es auch einen Gain-Regler. Dieser ist vor den Kompressor geschaltet, um ein evtl. zu schwaches Signal zunächst “aufzupäppeln”, damit der Kompressor vernünftig arbeiten kann.
Wie stelle ich den Kompressor am besten ein?
Zunächst solltest du dir einen Überblick über den Kompressor in deinem Drummodul verschaffen. Welche Regler sind tatsächlich vorhanden? Gibt es nur einen Kompressor für das gesamte Kit, oder einen für jedes Instrument? Manchmal ist der Kompressor auch Teil einer Palette von Effekten, aus denen du wählen musst.
Um einen natürlichen Klang zu erhalten, musst du aufpassen, nicht zu stark an den Reglern zu drehen. Für das Ergebnis ist das Zusammenspiel der Einstellungen wichtig.
Wie so oft gibt es keine festgeschriebenen Regeln; bestimmte Verfahren haben sich jedoch bewährt. Sie sind daher ein guter Ausgangspunkt für feinere Einstellungen und Experimente.
Bonus-Wissen: Wie bei Musikern, Fotografen, Autofahrern usw. gibt es auch bei den Tontechnikern eine Menge zu fachsimpeln. Das betrifft selbstverständlich auch Effektgeräte wie die Kompressoren, unter denen es Berühmtheiten, Geheimwaffen für bestimmte Instrumente und seltene Schätze gibt.
Auch die Reihenfolge der benutzen Effekte spielt eine Rolle. Ein Signal, das vorher mit dem Equalizer aufgeräumt wurde, wird sicherlich besser mit dem Kompressor harmonieren, als ein unbearbeitetes Signal.
Bei deinem Drummodul musst du leider davon ausgehen, dass diese Feinheiten nicht berücksichtigt werden. Auch die Effekte selbst werden eher rudimentärer Natur sein.
Es wird dir also sehr helfen, wenn du im Laufe der Zeit ein Gefühl für die Wirkungsweise der Effekte in deinem Drummodul entwickelst. So weißt du bald, was gut funktionieren wird, und was nicht.
Die Reduktions-Anzeige des Kompressors
Schön, wenn du sie hast! Sie funktioniert wie eine umgekehrte Lautstärke-Anzeige. Du kannst daran ablesen, wie stark der Kompressor greift. Die Reduktion wird in db angegeben.
Ein halbwegs konsistenter Reduktionswert ist übrigens ein guter Anhaltspunkt für die Einstellung des Make Up-Reglers. Wenn du x db reduzierst, ist es sinnvoll, den Make Up Gain entsprechend um x db zu erhöhen.
Vorauszusetzen ist eine gute Lautstärke des Signals, bevor es in den Kompressor geleitet wird. Wenn es zu leise ist, greift der Kompressor möglicherweise gar nicht. Wenn es dagegen zu laut ist, bekommst du es vielleicht nur mit einer hohen Ratio in den Griff - diese aber kann den Sound schon deutlich verfremden.
Welche Reihenfolge muss ich bei der Einstellung des Kompressors beachten?
Das Ergebnis der Kompression ist ein Zusammenspiel aller Regler. Deshalb gibt es keine klare Regel für eine Reihenfolge der Regelung. Vielmehr wirst du dich in mehreren Schritten an das gewünschte Ergebnis herantasten.
Je nachdem, ob du den Sound feinschleifen oder stark bearbeiten möchtest, können unterschiedliche Reihenfolgen oder Anfangswerte der Regler sinnvoller sein.
Es ist aber eine gute Idee, den Threshold-Regler zunächst ganz aufzudrehen. Denn dann würde der Kompressor theoretisch erst greifen, wenn die maximale Lautstärke erreicht ist. Praktisch bedeutet das, dass der Kompressor gar nicht zum Einsatz kommt.
Nun kannst du die übrigen Regler zunächst mit moderaten Werten einstellen. Dann fährst du langsam den Threshold herunter und achtest darauf, wie sich der Sound verändert.
Wenn du für jedes Instrument einen Kompressor zur Verfügung hast, dann behalte im Hinterkopf, dass sich die komprimierten Signale addieren. Das kann schnell dazu führen, dass das gesamte Kit am Ende zu stark komprimiert ist.
Gerade am Anfang, wenn du deinen Kompressor noch nicht so gut kennst, nimm die Veränderungen eher dezent vor - auch, wenn ein komprimiertes Signal meistens einen guten Eindruck hinterlässt, der nach noch mehr gutem Eindruck ruft.
Lass also den Threshold-Regler los, sobald du eine hörbare, dennoch nur leichte Veränderung des Sounds bemerkst. Kümmere dich nun zunächst um die übrigen Regler.
Welche Ratio wähle ich für die Einstellung eines einzelnen Instruments?
Wie gesagt, gibt es kein Standard-Rezept. Du wirst aber erfahrungsgemäß einen guten Ausgangspunkt erwischen, wenn du eine Ratio von 4:1 einstellst.
Bei einzelnen Instrumenten kann es sinnvoll sein, von dieser Ratio aus extremere Werte einzustellen. Bei Summensignalen wird man oft eher dezentere Werte wählen.
Welchen Attack wähle ich für die Einstellung eines einzelnen Instruments?
Auch dafür gibt es keine goldene Regel. Die Einschwingphase ist normalerweise eine Sache von Millisekunden im ein- bis zweistelligen Bereich.
Sofern dein Signal genügend lang ist, etwa bei einem Tom, das nachklingt, kannst du den Transienten und den Nachklang gut auseinanderhalten. Im Transienten ist nämlich das perkussive Anschlaggeräusch des Sticks mit enthalten.
Das bedeutet, dass du mit der Attack-Einstellung den Transienten herausarbeiten kannst. Stelle den Wert zunächst auf Null und erhöhe ihn langsam. Du wirst feststellen, dass der Sound des Toms zusehends knackiger wird. Regle nach deinen Wünschen.
Bei sehr kurzen Signalen wie der Snare Drum musst du sehr aufmerksam hinhören.
Welche Release-Zeit wähle ich für die Einstellung eines einzelnen Instruments?
Die Release-Zeit macht sich wiederum bei langen Tönen besonders bemerkbar.
Insbesondere bei einer starken Ratio mit einem niedrigen Threshold ist der Release deutlich zu hören, wenn er kurz ist. Denn in dieser kurzen Zeit wird das stark heruntergedrückte Signal wieder seine ursprüngliche Lautstärke erreichen.
Das kann einen - meistens unerwünschten - Effekt erzeugen, das sogenannte Pumpen. Dieser Effekt ist oft bei Aufnahmegeräten mit Aussteuerungsautomatik zu hören, wenn sie mit lauten Signalen gefüttert werden.
Denn die Automatik versucht, unter allen Umständen ein Übersteuern der Aufnahme zu verhindern und drückt das laute Signal brutal herunter. Wenn der Threshold wieder unterschritten ist, kann man den extremen Unterschied innerhalb der Release-Zeit deutlich hören.
Bonus-Wissen: Das Pumpen ist allerdings manchmal durchaus erwünscht! Indem es gezielt als Effekt auf Synth- Bässe und - Flächen eingesetzt wurde, wurde ein richtungsweisendes Stilelement geschaffen, das u.a. im French House elementarer Bestandteil ist.
Sehr gut ist dieser Effekt etwa im Song “One More Time” von Daft Punk zu hören.
Stelle zunächst eine lange Release-Zeit ein und arbeite dich langsam zu einer kurzen Zeit vor. Gerade bei kurzen Signalen musst du genau hinhören!
Welchen Make Up Gain wähle ich für die Einstellung eines einzelnen Instruments?
Theoretisch bringst du mit dem Make Up Gain die durch die Kompression reduzierte Lautstärke wieder zurück.
In der Praxis wirst du allerdings möglicherweise sogar das Gegenteil tun und den Wert noch weiter herunter drehen.
Das liegt daran, dass die Kompression den Klang verdichtet und damit die Lautheit erhöht.
Bonus-Wissen: Die Lautstärke ist ein messbarer Wert. Die Lautheit dagegen ist eine psychoakustische Größe, die beschreibt, wie der Durchschnitt der Menschen eine bestimmte Lautstärke empfindet.
Ein komprimiertes Signal wird demzufolge als lauter empfunden, als das entsprechende unbearbeitete Signal - selbst dann, wenn vom Make Up Gain kein Gebrauch gemacht wurde.
Denn (wie im Beispiel mit den Leuten im kleineren Raum erläutert) hat das Signal nach der Kompression einen kleineren Dynamikbereich zur Verfügung, mit dem es auskommen muss.
Was ist besser - Einzelkompression oder Summenkompression?
Ideal hast du beides zur Verfügung: für jedes Instrument einen Kanalkompressor und für die Summe (das ganze Kit) einen eigenen Kompressor.
Dann kannst du nämlich mit kräftigeren Einstellungen jedem Instrument mehr “Bumms” verleihen und danach alle Instrumente mit der Summenkompression mit dezenten Werten zusammen schweißen.
Wenn du nur über Kanalkompressoren verfügst und den Sound lediglich anfetten willst, dann achte immer darauf, es nicht zu übertreiben!
Denn im Gegensatz zur fertigen Aufnahme, die du nachträglich nach Belieben editieren kannst, wirst du beim Spielen deines E-Drumsets auf eine natürliche Dynamik nur in Ausnahmefällen verzichten wollen.
Da das Prinzip des Kompressors ja genau darin besteht, dynamisch etwas anderes herauszugeben, als du beim Spielen in das Set hineingibst, werden dich zu heftige Einstellungen schnell irritieren.
Einige Faustregeln für den Umgang mit dem Kompressor
Für den Fall, dass du dich komplett verzettelt hast: keine Panik, das ist ganz normal, wenn der Umgang mit dem Kompressor Neuland für dich ist.
Fang einfach nochmal von vorn an. Hier sind nochmals einige wichtige Zusammenhänge aufgelistet.
- Dezente Werte dienen zur Kräftigung des Signals. Extreme Werte können den Sound extrem verformen. Das kann cool oder schrecklich sein.
- Wenn der Threshold hoch ist, kannst du dafür eine kräftigere Ratio wählen. Denn der Teil des bearbeiteten Signals ist umso geringer, je höher der Threshold ist. Da wirkt sich eine entsprechend hohe Ratio nicht negativ aus oder ist sogar vonnöten, um ein hörbares Ergebnis zu erzielen.
- Umgekehrt sollte die Ratio gering sein, wenn der Threshold niedrig ist, das Signal also schon bei einer relativ geringen Lautstärke komprimiert wird.
- Die Release-Zeit macht sich besonders bei längeren Signalen bemerkbar. Das ist bei der Summenkompression gegeben, da in der Regel ständig mehrere Signale zusammen in den Kompressor gehen.
- Stelle eine lange Release-Zeit ein, die du langsam verkürzt und höre genau hin.
- Wenn das Signal zu dicht wird, neigt es zu Verzerrungen!
- Tip: Um extremere Werte und damit Soundformung mittels des Kompressors auszuprobieren, wähle dafür einen Sound, der an deinem Kit als Effektsound dient, beispielsweise einen elektronischen Percussion-Sound.
Was muss ich beim Limiter beachten?
Der Limiter-Effekt ist mit dem Kanal-Kompressor einstellbar. Der Clou ist hier die Ratio von Unendlich:1.
Das bedeutet, dass bei Erreichen des Threshold das Signal keine weitere Erhöhung der Lautstärke erfährt.
Auf diese Art kannst du ein Übersteuern des gesamten Signals verhindern. Stelle den Threshold z.B. auf -1 db ein, dann wird das Signal auch niemals lauter als -1 db.
Bonus-Wissen: In der digitalen Welt ist das Maximum bei 0 db erreicht. Wird dieser Wert überschritten, gibt es sehr hässliche digitale Artefakte.
Das ist anders, als man es von der analogen Welt kennt. Dort war es üblich, die Signale moderat zu übersteuern, weil sie dann auf “natürliche” Weise in eine leichte Kompression gingen, die den Sound angenehm zusammen schweißte.
Im Zusammenhang mit Bandmaschinen spricht man von Bandsättigung. Erst, wenn man es auch damit übertrieb, verzerrte das Signal unschön.
Um ein möglichst kräftiges Signal zu bekommen, hat man in den letzten zehn bis zwanzig Jahren immer waghalsigere Einstellungen am Limiter vorgenommen. Dieses Vorgehen erlangte unter dem Begriff Loudness War traurige Berühmtheit. Irgendwann hatte man es übertrieben - die Dynamik praktisch jeder kommerziellen Produktion war einfach tot.
Inzwischen ist man vom Loudness War wieder abgerückt. Zum Glück.
Am Limiter ist der Threshold ein ganz wichtiger Regler. Denn die Begrenzung der Lautstärke kannst du ja auch viel eher einsetzen lassen, als bei -1 db!
Damit kannst du den Sound wirkungsvoll verdichten. Experimentiere damit und vergiss nicht, mit dem Make Up Gain die Lautheit anzupassen.
Wenn du einen zu niedrigen Threshold einstellst, haben sämtliche Lautstärken des Signals praktisch keinen Platz mehr für ihre Entfaltung. Das wirst du deutlich hören, denn das Signal klingt dann nur noch kaputt.
Für einen Soundeffekt kann das cool sein. Probiere also den Limiter auch ruhig mal als Kanal-Limiter mit extremen Einstellungen aus. Vielleicht kreierst du einen tollen Effekt Sound!
Fazit
Der Kompressor ist ein wichtiges Effektgerät. Du kannst deinen Sound druckvoller machen oder extrem verformen. Da alle Regler zusammenspielen, musst du als Anfänger viel herumprobieren.
Lerne den Kompressor in deinem Drummodul gut kennen. Er kann das Zaubermittel sein, das deinem Drumsound zu wahren Höhenflügen verhilft.
Der Aufwand lohnt sich unbedingt! Denn die einmal erlernten Prinzipien werden dir - wie beim Fahrrad fahren oder Schwimmen - nie mehr verloren gehen.
Viel Spaß mit deinem gepimpten Drumsound!