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Was ist besser - Rack oder Stand?

Wenn du dein Traumset beschreiben solltest, würdest du höchstwahrscheinlich von Marken reden, von Trommelgrößen, von Material, von der Verarbeitung und vom Look. Danach wären die Cymbals dran.

Bei den meisten Drummern jedoch endet hier die Schwärmerei. Keine Spur von Fachsimpelei oder auch nur Erwähnung der Hardware (abgesehen von Fußmaschine und Hi-Hat, die keine reine Hardware sind, sondern aufgrund ihrer Funktion als Instrumente angesehen werden können). Die meisten Schlagzeuger sind, wenn überhaupt, in erster Linie aus optischen Gründen von einer bestimmten Hardware begeistert.

Das ist einerseits leicht nachzuvollziehen. Die Hardware klingt nicht, sie lässt sich nicht „spielen“, sie ist letztlich nur eine Art schwerer und sperriger Garderobenständer. Auf der anderen Seite jedoch verdient gerade die Hardware ein besonderes Augenmerk, denn sie soll dein Set nicht nur optisch aufwerten, sondern deine Trommeln und Becken schonend und trotzdem gründlich fixieren, zuverlässig sein, den besten Sound unterstützen und - vor allem, wenn du viel auf der Bühne oder im Studio bist - Zeit und Nerven sparen!

Im Laufe der Zeit haben sich zwei Methoden durchgesetzt, die Komponenten des Schlagzeugs zu positionieren und zu fixieren. Entweder werden Stative (auch Ständer oder Stands) verwendet, oder es wird ein Drumrack (auch Rack) aufgestellt.

Beide Varianten haben Eigenschaften, die für sich genommen neutral sind. Bei der Hardware gibt es kein per se „besser“ oder „schlechter“. Wie dir die Hardware zuspielt, hängt ganz stark davon ab, was du für ein Drummer bist und welche Ansprüche du an dein Drumset stellst! Wenn du diese Aspekte genau beleuchtest, wirst du herausfinden, welche Hardware am besten für dich geeignet ist.

Danach kannst du weiter ins Detail gehen, denn sowohl den Stativen, als auch dem Drumrack ist jeweils ein eigener ausführlicher Artikel gewidmet.

Der erste Eindruck zählt, oder?

Der Anblick eines Schlagzeugs, das von einem Drumrack umzingelt ist, mag einem wie ein Käfig anmuten oder auch - je nach Design - wie ein Raumschiff-Cockpit. Ein Schlagzeug, das mit vielen Stativen, Doppel-Stativen und zusätzlichen Armen daherkommt, lässt einem Begriffe wie „Schilderwald“ in den Sinn kommen.

Ein kleines Jazz-Set mit Drumrack wirkt schnell unstimmig, ein großes Set mit vielen Stativen wirkt schnell überladen. Was auch immer es ist: der erste Eindruck ist wahrscheinlich rein optischer Natur. Solange du dein Schlagzeug am selben Fleck stehen hast und praktisch nie ab- und wieder aufbaust, kannst du der Optik auch einen hohen Stellenwert geben.

Die anfängliche „Fummelarbeit“, die erforderlich ist, bis alles da genau da hängt, wo es hängen soll, ist beim Drumrack wie bei den Stativen im Prinzip die gleiche. Aber sobald du dein Set öfters transportieren willst, greifen ganz unterschiedliche Bedingungen und Situationen und es lohnt sich wirklich, sich mit der Frage „Drumrack oder Stative“ auseinanderzusetzen. Das kann dir eine Menge Zeit und Ärger einsparen!

Wozu brauchst du Stative?

Das Stativ (auch Ständer oder Stand) ist die klassische Lösung zur Aufhängung der Cymbals (Becken). Am Beginn der Geschichte des Schlagzeugs, wie wir es heute kennen (Anfang des 20. Jahrhunderts), waren die Rollen der einzelnen Bauteile ganz klar verteilt.

Direkt auf der Bass Drum war die Aufhängung für die Toms montiert (daher wurden sie auch als Hänge-Toms bezeichnet), manchmal auch für ein kleineres Becken. Standtoms (Floor Toms) standen und stehen heute noch auf an der Trommel montierten Beinen auf dem Boden. Die Becken schließlich waren auf dreibeinigen geraden Stands aufgehängt. Pro Becken ein Stand.

Das war’s.

Anfangs waren die Stands sehr einfach konstruiert. Sie waren dünn und die Beine bestanden aus jeweils einer Strebe. Das war auch völlig ausreichend, denn die Becken, die von den Stands getragen wurden, brachten relativ wenig Gewicht auf die Waage. Im Laufe der Entwicklung wurden die Stands nicht nur wesentlich stabiler, sondern auch vielseitiger.

Galgenausleger, die eine flexiblere Positionierung des Beckens erlauben, wurden immer beliebter. Heute sind viele Stands so konstruiert, dass der Ausleger (Arm) sowohl gerade, als auch als Galgen eingesetzt werden kann. Die Beine der Stands sind doppelstrebig und können eine größere Stellfläche beanspruchen. Die Stands sind dicker und insgesamt schwerer geworden.

Damit ist es nun möglich, nicht nur mehrere Beckenarme an einem Stativ-Fuß stabil zu befestigen, sondern beispielsweise auch Tomarme anzubringen, an denen auch größere Toms montiert werden können.

Diese Entwicklung ging einher mit der Entwicklung des ganzen Schlagzeugs. In den 1960er Jahren begannen die Musikstile immer differenzierter zu werden. Das hat sich in den 1970ern noch weiter verstärkt, unterstützt nicht zuletzt durch die immer ausgereiftere Mehrspur-Aufnahmetechnik in den Studios, die die Vorgehensweise bei Platten-Produktionen für immer veränderte. Man war nicht länger darauf angewiesen, mit nur zwei bis vier Mikrofonen auszukommen, sondern konnte praktisch jedes einzelne Instrument des Drumsets mit einem Mikrofon versehen. Damit wurden auch die Aufbauten der Schlagzeuge immer vielschichtiger.

Vor allem in der Rockmusik und den verwandten Stilen waren viele Trommeln am Set angesagt. Zwei Bass Drums waren obligatorisch und die Becken waren groß und schwer. Deswegen wurden auch die Stative groß und schwer.

Seitdem gab es immer weitere Entwicklungen, die teils technischer, teils einfach modischer Natur waren. In den 1980er Jahren waren besonders tiefe Trommelkessel modern. Die zweite Bass Drum verlor etwas an Bedeutung, dafür begann die Doppelfußmaschine ihren Siegeszug. Die Erforschung des Schwingungsverhaltens der Trommelkessel führte dazu, dass die Toms nun auch auf Stative gehängt wurden und die Haltevorrichtung (Rosette) an der Bass Drum weitgehend verschwand.

Für die Toms sind Aufhängevorrichtungen, die die Trommel frei schwingen lassen, inzwischen Standard. Standtoms werden konstruktionsbedingt durch die feste Verbindung Boden-Beine-Trommel am freien Schwingen gehindert. Da war es im Laufe der Entwicklung nur eine Frage der Zeit, aus ihnen frei schwingende Hängetoms zu machen, die auf Stativen befestigt wurden. Die wachsende Zahl der Stands am Set sorgt regelmäßig für Probleme beim Aufbau des Schlagzeugs, da die drei Beine jedes Stands sich oft mit den Beinen des Nachbarstativs ins Gehege kommen. Bei modernen Stands ist daher eines der Beine drehbar gelagert, um die Positionierung auf dem Boden flexibler zu gestalten.

Obwohl also der Stand eine im wahrsten Wortsinn immer stärker tragende Rolle hatte, wurde und wird er immer noch als „Zubehör“ angesehen. Und dieses Zubehör kann ganz schön lästig sein. Es ist schwer, nimmt Platz weg und muss wegen seiner Sperrigkeit oft zumindest teilweise demontiert werden, bevor es transportiert werden kann.

Wozu brauchst du ein Drum Rack?

In den 1970ern begannen erste Experimente mit horizontalen Konstruktionen, die an den Stands befestigt wurden und diese so verbanden. Die Querstangen ermöglichten eine fixe Anbringung von Haltevorrichtungen für Toms, Becken und Zubehör. Die Idee dabei war, weniger Stativbeine zu benötigen, die ja auf dem Boden viel Platz wegnehmen. Außerdem mussten die einzelnen Halter auf jeder Querstange nicht demontiert werden, da die Querstange einfach als Ganzes abgenommen werden konnte.

Allerdings gab es einen Haken: diese Konstruktion zwang die Stands in eine feste Position, da sie die Verbindungspunkte der Querstangen bildeten und es nicht Querstangen in jeder beliebigen Größe gab. Außerdem waren die Stands umso mehr physikalischen Kräften ausgesetzt, je reichhaltiger die Querstangen beladen waren.

Das System wurde zwar weiter entwickelt und fand auch einigen Zuspruch. Aber es gilt nicht als das Ur-Drumrack. Dem Drumrack, wie wir es heute kennen, verhalf neben einer entscheidenden Konstruktionsverbesserung eine unschlagbare Kombination zum Siegeszug: eine große Marke mit einem legendären Drummer als Endorser. Es war Jeff Porcaro, der zusammen mit Paul Jamieson das Drumrack als komplett freistehende Konstruktion entwickelte. Querstreben, die nicht rund, sondern rechteckig waren, gaben dem Rack eine hohe Stabilität. Die Firma Pearl brachte das Drumrack unter dem Namen DR-1 1983 auf den Markt. Und Jeff Porcaro gab dem Drumrack das Gesicht.

Vier ca. einen Meter hohe Rohre werden mit insgesamt drei rechteckigen Streben verbunden. Die beiden mittleren Rohre (Füße) dienen als Drehpunkt der äußeren beiden Streben, so dass das Drumrack zu einem geraden, verengten oder erweitertetn „U“ aufgebaut werden kann. Die Mittelstrebe des so geformten „U“ verläuft quer über der Bass Drum. Dort werden hauptsächlich die Befestigungspunkte (das sind zur rechteckigen Strebe passende Klammern) für die Tomarme fixiert, an denen die Toms aufgehängt werden. Mit wachsender Popularität des Drumracks setzte sich übrigens auch der Begriff Racktom für das Hängetom durch. Eine weitere Strebe führt als Seitenstrebe an der Hi-Hat entlang und nimmt mit den gleichen Klammern die Beckenarme auf. Auf der anderen Seite führt die dritte Strebe entsprechend an den Floor Toms entlang, oder es werden anstelle der Floor Toms dort große Racktoms sowie weitere Cymbals aufgehängt.

Sehr schnell kamen Konkurrenzprodukte auf den Markt, nicht nur von den Markenherstellern für Schlagzeuge, sondern auch von Firmen, die sich auf Hardware und Zubehör spezialisiert haben. Das Drumrack hat inzwischen vor allem bei größeren Drumsets praktisch den gleichen Stellenwert wie Stands.

Etwas anders gestaltete sich die Entwicklung bei elektronischen Schlagzeugen. Ein Vorteil elektronischer Drums ist die Möglichkeit einer ausgeprägten Kompaktheit. Da auch ein Drumrack diesen Vorteil bietet, setzte sich diese Lösung für E-Drums schon früh durch. An einem leichten Rack lassen sich E-Drums, bei denen die Kompaktheit mit im Vordergrund steht, in einem Stück zusammen schieben und selbst im Kleinwagen problemlos unterbringen. Oft sind die Halterungen für Snare Drum, Hi-Hat und Soundmodul schon im Drumrack für E-Drums integriert.

Stands haben bei kompakten E-Drums also eine weniger tragende Rolle. Sie kommen eher bei Hybrid-Sets zum Einsatz, wenn dort bereits Stands anstelle des Drumracks verwendet werden. Große E-Drumsets dagegen, die akustischen Schlagzeugen nachempfunden sind, sind durchaus auch mit Stands ausgerüstet - den gleichen, die auch für das akustische Schlagzeug verwendet werden.

Die Vor- und Nachteile von Stands und Drumracks aus objektiver Sicht

Drumracks und Stands teilen sich den Vorteil, dass sie individuell dem Drumset angepasst werden können. Ihr modularer Aufbau ermöglicht auch komplexere Lösungen. Sehr beliebt bei Stands ist die Kombination zweier Galgenarme für die Becken an einem Stativ, ebenso wie die Kombination Tomarm und Beckenarm an einem Stativ. Manch einer findet die Stands auch einfach schöner als das Drumrack. Ein komplett aufgebauter Stand kann schnell eine Höhe jenseits der 1,50 m erreichen. Die Spannweite des Stands erreicht bei großen schweren Ausführungen ungefähr 80 cm. Das sorgt für einen Nachteil in der Handhabung, denn um den Stand transportieren zu können, müssen zumindest die Beine zusammengeklappt werden. Oft ist zusätzlich das Zusammenklappen oder die Demontage der Arme notwendig. Je mehr Stands im Spiel sind, desto größer ist die Gefahr, dass deren Beine sich auf dem Boden gegenseitig behindern. Das artet schnell in Gefummel aus, insbesondere, wenn in der Live- oder Studio-Situation auch noch Stative und Kabel für die Mikrofone untergebracht werden müssen. Gerade bei Drumsets mit einem komplexen Aufbau ist es darüber hinaus wichtig, die Stands exakt zu positionieren, damit sich Toms und Becken nicht ins Gehege kommen. Die gängige Vorgehensweise besteht darin, das Schlagzeug mit den Stativen auf einen eigens dafür vorgesehenen Teppich zu stellen, auf dem mit Klebeband (Gaffa Tape) angebrachte Markierungen genau anzeigen, wo und wie der jeweilige Stand aufgestellt wird. Bei einer großen Zahl von Stativen hilft das enorm, kann aber ein gewisses Gefummel nicht verhindern, wenn die Verhältnisse am Schlagzeug sehr eng sind. Stands - vor allem viele Stands - können also viel Zeit kosten!

Was für den Aufbau nachteilig sein kann, lässt sich aber auch genau umgekehrt betrachten. Es kommt nämlich immer mal wieder vor, dass dort, wo du dein Schagzeug aufstellen willst, die Platzverhältnisse sehr beengt sind. Das muss nicht unbedingt daran liegen, dass der Raum klein ist. Wenn sich beispielsweise bei einem Stadtfest mehrere Acts die Bühne teilen, kann es auch auf einer großen Bühne schnell eng werden. Bei einem straffen Zeitplan wird es auch leicht mal hektisch. In dieser Situation können Stands eine Menge Zeit und damit Stress und Ärger ersparen. Sie lassen sich bei Bedarf mühelos umstellen oder ganz weglassen, wenn es nicht möglich ist, das Drumset in gewohnter Weise aufzubauen. Diese Flexibilität, die Stative bieten, ist natürlich sehr vorteilhaft.

Drumracks haben diese Flexibilität nicht. Das Drumrack selbst muss immer vollständig aufgebaut werden bzw. muss zumindest die Grundform (das “U“) vollständig aufgebaut werden. Das Rack beansprucht also in jedem Fall seinen Platz. Es bringt auch nichts, etwa bei einer engen Bühne das Rack zu verstellen, denn damit verstellst du gleichzeitig auch alle Arme und nichts ist mehr an seinem Platz. Wenn dich zu enge Platzverhältnisse dazu zwingen, auf einige Arme zu verzichten, dann kannst du diese nicht alternativ woanders aufstellen - du hast ja kein Dreibein zur Verfügung und müsstest erst die Klammern lösen und woanders wieder anbringen. Damit wäre allerdings deine einst fein eingestellte Position der Klammer futsch. Es ist also eine wichtige Voraussetzung, den benötigten Platz auch wirklich zur Verfügung zu haben. Dann entfaltet das Drumrack seine Vorteile. Die Markierungen auf dem Teppich beschränken sich auf vier Positionen für die Füße des Drumracks (wir gehen hier von einem Basisrack aus, das nicht durch weitere Füße und Streben erweitert ist) und das Rack ist schnell aufgebaut. Ein Feinjustieren ist nicht erforderlich und es steht auf dem Boden deutlich mehr Platz zur Verfügung, um Pedale und Mikrofonstative unterzubringen. Letztere könntest du sogar mit den passenden Klammern direkt am Drumrack befestigen. Der Vorteil der Zeitersparnis macht sich im Vergleich zu den Stands umso stärker bemerkbar, je größer bzw. reichhaltiger das Setup ist. Einen Nachteil teilen sich Drumrack und Stands: die schwierige Handhabung großer Trommeln. Beim Stand muss hier besonderes Augenmerk auf die Hebelwirkung gerichtet werden. Soll nur die Trommel am Stativ hängen, dann ist es erforderlich, eines der Beine genau unter der Trommel zu positionieren, damit die Konstruktion nicht einfach umkippt. (Gleiches gilt für einen weit ausgefahrenen Galgenarm, auf dem etwa ein schweres Ride Cymbal hängt.) Das schränkt die Flexibilität des Stands ein. Beim Drumrack dagegen kann es passieren, dass es sich selbst im Weg ist. Das ist dann der Fall, wenn die Trommel groß und vor allem tief ist und mit einem relativ kurzen Arm in einem Winkel geneigt montiert werden soll. Der Kessel wird höchstwahrscheinlich an die Querstrebe des Drumracks stoßen. Nicht gut. Dies ist zwar kein unlösbares Problem, aber es erfordert zunächst eine zeitaufwändige Auseinandersetzung mit der Integration deiner Hardware in dein Drumset. Wenn du dein Setup einmal ändern möchtest, kannst du davon ausgehen, dass eine Veränderung an einer Stelle Veränderungen an einer oder mehreren anderen Stellen nach sich ziehen wird.

Nun hast du zwar einige Informationen erhalten, bist aber irgendwie immer noch nicht schlauer. Denn Stands und Drumrack halten sich, was die objektiven Vor- und Nachteile angeht, unterm Strich die Waage. Höchste Zeit also, den Blickwinkel zu erweitern. Denn es geht ja letztlich gar nicht darum, welche Lösung besser ist – sondern darum, welche Lösung für dich besser ist!

Die drei wichtigsten Aspekte aus der subjektiven Sicht des Drummers

Was für dich die beste Lösung ist, hängt also nicht vorrangig von den Eigenschaften des gewählten Systems ab, sondern davon,
- welchen Stil (oder besser: welche Attitüde) du als Drummer hast
- wie dein Drumset aufgebaut ist und
- wie oft bzw. unter welchen Umständen du unterwegs bist.
Deshalb schauen wir uns zunächst diese drei Aspekte einmal näher an.

Dein musikalischer und dein persönlicher Stil als Drummer

Je fester dein Status als Profi ist, desto definierter wird dein musikalischer Stil sein. Hast du es geschafft, in einer erfolgreichen Schlager-, Heavy Metal- oder Musical-Show zu landen, dann wirst du in erster Linie „abliefern“ und dich an Vorgaben halten müssen. Die Dinge sind straff und professionell durchorganisiert, denn es geht um (viel) Geld und bestmögliches Zeitmanagement! Vielleicht hast du viel mehr Lust auf Studioarbeit oder bist als Sessiondrummer in mehreren verschiedenen Bands tätig. Wenn du in diesem Bereich Fuß fasst, kannst du als stilistischer Allrounder viele Jobs bekommen. Weiter oben auf der Karriereleiter wirst du dich entweder auf einen musikalischen Stil konzentrieren, für den man dich speziell bucht, oder du bist dermaßen gut und vielseitig, dass schon dein Name auf den Album-Credits die Verkaufszahlen hochtreibt.

Als Anfänger musst du deinen musikalischen Stil noch finden. Keine Angst, der entwickelt sich mit der Zeit automatisch. Mach einfach weiter. Für unser Thema ist viel erheblicher, welchen Stil du als Person des Drummers hast. Wenn du Anfänger bist, muss sich auch dieser persönliche Stil noch entwickeln. Er hängt natürlich eng mit deinem Stil (oder Charakter) als Mensch zusammen. Wenn du z.B. jemand bist, für den klare Ordnung einen hohen Wert hat, dann wirst du wahrscheinlich auch in der Person des Drummers zusehen, dass dein Set akkurat organisiert und gepflegt ist. Oder bist du ein alter Hase, der schon alles gesehen hat und ganze Bücher über seine Erlebnisse vor, auf und hinter der Bühne schreiben könnte? Dann wird es dir vermutlich vollkommen egal sein, was du wie in welchem Zustand vorfindest - du nimmst völlig entspannt das, was da ist, und zauberst Musik daraus. Vielleicht gehörst du auch zu denen, die sich im kreativen Chaos wohl fühlen. Dann wirst du ständig neues ausprobieren wollen und immer in Bewegung sein. Findest du dich wieder? Und könntest du jetzt schon nur unter dem Aspekt deines persönlichen Stils eine Aussage darüber treffen, ob ein Drumrack oder Stative besser zu dir passen?

Der Aufbau deines Drumsets unter dem Aspekt deines Stils

Wenn du nicht selbst Profi bist, magst du der Ansicht sein, dass deine Vorbilder, die „es geschafft“ haben, die maximale Freiheit in Bezug auf Kreativität und Equipment genießen. In finanziellem Zusammenhang mag das zwar stimmen, aber es gibt auch eine sehr bedeutende Kehrseite! Je höher du in die Liga der Profis gerätst, desto zwingender musst du nämlich Klischees bedienen, weil das Business sonst nicht funktioniert. Kein Hip-Hop ohne Gangsta Style, kein R&B ohne TänzerInnen, keine solide Rock Show Show ohne Pyro-Effekte. Das betrifft natürlich auch die Instrumente und deren Setup! Eine Heavy MetalBand mit einem Jazz-Set mit 18“ Bass Drum und zwei kleinen Toms ist schlicht lächerlich.

Es gibt eben nicht nur inhaltlich, sondern auch äußerlich eine bestimmte Erwartungshaltung und als Profi musst du diese Erwartungen bedienen. In Wahrheit schränkt das den Aufbau deines Drumsets also eher ein. Für dich als Studio-Drummer gilt eher das Gegenteil. Du teilst mit dem Bühnenprofi die Verantwortung über dein einwandfrei funktionierendes Setup. Aber im Studio musst du flexibel und daher in der Lage sein, dein Set schnell anzupassen, etwa mit unterschiedlichen Snare Drums, ganz anderen Fellen auf den Toms, einem alternativen Beckensatz oder einem umprogrammierten Soundmodul. Oft hat auch das Studio diverses Equipment im Fundus, auf das gerne zugegriffen wird. Damit musst du als Studio-Drummer umgehen können. Wenn du allerdings noch Anfänger bist oder das Drumming als Hobby betreibst, dann hast du tatsächlich prinzipiell die größte „Narrenfreiheit“, denn du bist auf nichts festgelegt. Das heißt aber nicht, dass du dir keine Gedanken zu machen brauchst. Besonders als Anfänger solltest du unbedingt darauf achten, dass du ein geeignetes Set hast! (Wie du das herausfindest, lernst du übrigens in unserem Artikel Das richtige Drumset für den Anfänger.)

Der Aufbau deines Drumsets unter dem Aspekt des Transports

Wenn dein Drumset zu Hause oder im Übungsraum dauerhaft aufgestellt ist und praktisch nie transportiert wird, spielt für dich die Wahl zwischen Stativen und Drumrack nur eine untergeordnete Rolle. Wenn du gerne öfter mal etwas umstellst und neu ausrichtest, wirst du es mit Stativen wahrscheinlich einfacher haben. Ansonsten kannst du ruhigen Gewissens deinem Geschmack den höchsten Stellenwert einräumen. Das ändert sich, sobald du in die Situation kommst, dein Schlagzeug gelegentlich oder sogar regelmäßig transportieren zu müssen. Bei den Überlegungen zum Thema Stil wurde bereits klar, dass verschiedene musikalische oder persönliche Stile die Gewichtung bei der Entscheidung für das Drumrack oder für die Stative stark beeinflussen. Dieses Prinzip kannst du direkt auf den Aspekt des Transports übertragen. Die Frage ist nämlich, ob du nur einen Kleinwagen hast (oder im schlimmsten Fall gar kein Auto), oder auf einen Kombi oder sogar einen Kleinbus oder Sprinter zurückgreifen kannst.

Gelegentliche Transporte

Bei modernen guten Stativen kannst du die Beine einklappen und den Galgenausleger einfahren. So hast du am Ende eine im Prinzip gerade Konstruktion, die sich zusammen mit den anderen Stativen gut in einer klassischen Stativkiste unterbringen lässt. Das ist eine Kiste aus Hartpappe mit eingelegtem Boden aus dünnem Holz, ca. 1,20 m lang und jeweils ca. 30 cm breit und tief. (Nebenbei bemerkt: nicht wenige Kisten sind zu kurz, um die Unterbringung einer nicht demontierten Hi-Hat zu erlauben…) Auf der einen Seite ist ein Griff angebracht, auf der anderen Seite ein Paar Rollen. Der Deckel aus Hartpappe wird mit zwei bis drei Gurten fixiert. Gut gefüllt kommen da schon mal 30-40 Kg zusammen. So eine Kiste kannst du noch relativ einfach in einem Kleinwagen unterbringen, indem du Rücksitze umklappst und/oder die Kiste längs oder diagonal verlädst. In einen Kombi passt die Kiste womöglich auch quer hinein. Ein Drumrack zu verstauen, ist schon schwieriger. Der Vorteil des schnellen Aufbaus eines Drumracks ist schnell zunichte, wenn dein Auto klein ist. Denn zur Länge der Querstreben kommt nun auch noch die Höhe der Füße. Das Rack als festes „U“ in das Auto zu befördern, wird selten funktionieren, schon gar nicht, wenn noch die Becken- und Tomarme in den Klammern stecken. Die Arme müssen also aus der Klammer geholt werden. Dann kannst du die Querstreben lockern und einklappen, so dass das flächengreifende „U“ zu einem langgezogenen „I“ wird. So kannst du das Drumrack mit den montierten Füßen in den Kofferraum legen. Leider bist du aber noch lange nicht fertig. Denn die abmontierten Arme wollen auch noch verstaut werden. Die Stativkiste als Transportbox ist natürlich eine naheliegende Lösung. Um die Arme jedoch problemlos in der Stativkiste unterbringen zu können, musst du sie zunächst zusammenklappen.

Mit anderen Worten: um ein Drumrack in einem normalen PKW gut transportieren zu können, musst du es weitgehend auseinander (und später wieder zusammen) bauen. Unter diesem Aspekt bietet das Drumrack gegenüber den Stands keinen Vorteil! Komfort und Zweitersparnis im Zusammenhang mit Drumracks machen sich also nur mit zunehmender Größe des Transportvehikels bemerkbar. Ein Familienkleinbus macht u.U. das zusammenklappen des „U“ zum „I“ überflüssig. Ein Sprinter als Kastenwagen wird problemlos das gesamte Rack inklusive der montierten Arme aufnehmen. Du musst es lediglich festgurten. Der Kastenwagen ist also zwar nicht die einzig mögliche, aber die mit Abstand beste Lösung, wenn du nur gelegentlich mit deinem Schlagzeug unterwegs bist. Während das Drumrack also „nackt“ auf die Reise geht, sind die Trommeln in Nylontaschen oder Koffern aus Hartpappe (liebevoll Hutschachteln genannt) untergebracht, die du einzeln im Fahrzeug verstauen kannst, wo es passt.

Regelmäßige Transporte

Für dich als Profi, der viel auf Tour ist, stellt sich der Aspekt des Transports wieder anders dar. Alles muss sowohl die härtere Behandlung im Tourstress aushalten, als auch möglichst zeitsparend und dabei möglichst leicht sein. Dazu kommst du nicht um den Einsatz von Flight Cases herum, die du dir individuell auf dein Drumset zugeschnitten bauen lassen musst. Diese sind stabil, rollbar und groß. Du brauchst einen Sprinter oder LKW mit Rampe, um solche Flight Cases transportieren zu können. Wenn du als Profi unterwegs bist, hast du wahrscheinlich einen Drum Tech, der sich um dein Set kümmert, es be- und entlädt, auf- und abbaut sowie pflegt und wartet. Mache deinem Drum Tech die Arbeit so leicht wie irgend möglich, denn das Tourleben ist sehr anstrengend! Ideal kann er die Flight Cases so entladen, dass er beim Aufbau deines Schlagzeugs immer genau das Teil herausholt, das er gerade benötigt.

Wenn dein Drumset also Stative hat, gibt es in einem der Cases ein Fach, in dem die Stative Platz finden. In den seltensten Fällen können Stative komplett aufgebaut bleiben, um sie in Cases zu verstauen. Sie nehmen dafür einfach zu viel Platz weg. Beim Drumrack ist es jedoch möglich, es zumindest teilweise aufgebaut zu lassen. Wenn das Flight Case hoch genug ist, können einfach die Querstreben gelockert werden, um das „U“ in ein „I“ zu verwandeln, was viel Platz spart. Die Arme müssen womöglich aus den Klammern gezogen werden, lassen sich aber im Case in dafür vorgesehenen Fächern unterbringen, ohne dass sie zusammengeklappt werden müssten. Drumracks sind also im Hinblick auf das professionelle Tourleben etwas vorteilhafter, wenn die Bedingungen stimmen.

Fassen wir zusammen!

Drumracks und Stative haben für sich genommen jeweils Vorteile und Nachteile, die eine Bewertung im Sinne von „besser“ bzw. „schlechter“ nicht zulassen.

Ob ein Drumrack für dich besser geeignet ist als Stative, hängt stark davon ab, wie du als Drummer positioniert bist.

  • Anfänger/Hobbydrummer: Du kannst die Wahl zwischen Rack und Stands deinem Geschmack unterordnen. Wenn du ein Bastler und Tüftler bist, der öfter alles neu gestaltet, sind Stative für dich wahrscheinlich die bessere Wahl, weil sie flexibler zu handhaben sind.
  • Studiodrummer/Sessiondrummer: Du hast regelmäßig neue musikalische Aufgaben und brauchst ein flexibles Set. Daher solltest du den Stativen den Vorzug geben.
  • Fester Drummer einer etablierten Show: Du musst in erster Linie „abliefern“ und hast umso mehr kreative Freiheiten, je mehr es in der Show anteilig auch um dich geht. Das Drumrack wird wahrscheinlich praktischer für dich sein, aber das hängt auch davon ab, was die Show technisch und optisch verlangt. Wenn du einen Drum Tech hast: mache es ihm so leicht, wie irgend möglich!
  • Sehr großes Drumset mit vielen Komponenten: Je größer und komplexer das Drumset, desto mehr kommen die Vorteile des Racks zum Tragen. Der Aufwand, um alles perfekt einzustellen, ist einmalig sehr hoch.
  • E-Drums: Bei kompakten E-Drums sind spezielle leichte und kompakte Drumracks obligatorisch. Bei großen E-Drumsets, die akustischen Schlagzeugen nachempfunden sind, kommen die gleichen Racks und Stative unter den gleichen Aspekten zum Einsatz, wie bei akustischen Sets.
  • Stationäres Schlagzeug: Wenn das Drumset praktisch nie bewegt wird, kannst du die Wahl zwischen Rack und Stands deinem Geschmack unterordnen.
  • Gelegentlicher Transport in kleinem Fahrzeug: Durch die notwendige Demontage verfallen alle Vorteile des Drumracks. Du bist bei kleinen Fahrzeugen mit Stativen besser bedient.
  • Gelegentlicher Transport im Sprinter: Du kannst das Drumrack komplett aufgebaut lassen. Das spart Zeit und Arbeit. Achte auf ein ordentliches Festgurten des Racks im Laderaum und decke das Rack mit Decken ab, um es vor Kratzern zu schützen.
  • Regelmäßiger Transport im Touralltag: Du musst in Flight Cases investieren, die mindestens einen Sprinter mit Laderampe erfordern. Wenn dir im LKW genügend Platz zur Verfügung steht, macht sich eine Lösung mit dem Drumrack im (relativ großen) Flight Case in kürzester Zeit bezahlt.

Es ist klar, dass deine individuelle Situation sich im Laufe der Zeit verändern wird, insbesondere, wenn du gerade erst begonnen hast, Musik zu machen. Behalte also immer im Blick, was für dich am sinnvollsten ist. Vergiss aber auch nicht, dass dazu manchmal Regeln gebrochen werden wollen oder müssen. Wenn es richtig für dich ist - dann ist es richtig!

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